Rund fünf Wochen sind seit der ersten Abstimmung zwischen der DB-Netz AG, die als Bauherr für den Neubau der Schleiquerung bei Lindaunis zuständig ist, und der Landesregierung vergangen, nachdem bekannt wurde, dass aufgrund erheblicher Mängel an der tragenden Substanz eine erneute Komplettsperrung der Brücke notwendig wird.
Auch eine Beteiligung der Bürgermeister*innen und weiterer Institutionen fand laut Aussage der DB-Netz AG im Wirtschaftsausschuss der schleswig-holsteinischen Landtages kurz darauf statt. Doch für eine Beteiligung der breiten Öffentlichkeit und der Schulen sei man eine Woche nach Inkrafttreten der Sperrung lediglich in der Terminfindung.
Der zuständige Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, Tobias von der Heide (CDU), erklärte noch zu Beginn des Tagesordnungspunktes[1], dass die Landesregierung hier zwar keine Verantwortung habe, die Situation aber intensiv begleite. Dazu gehöre ausdrücklich, dass man die Organisationen und Menschen vor Ort mit einbeziehe. „Dass man dann die Eltern der Schulkinder in der Region erst jetzt miteinbeziehen wolle, nachdem man sie zunächst vor vollendete Tatsachen gestellt hat, passt da nicht zusammen“, so die Schleswiger SPD-Landtagsabgeordnete Birte Pauls. Die Landesregierung habe seit 5 Wochen Kenntnis davon gehabt und wisse um die Situation der Schulkinder, die täglich aus Angeln nach Schwansen in die Schule pendeln müssten. Man habe sich in der Region gerade mit der unschönen Situation arrangiert und private Initiativen in der Elternschaft gegründet und werde nun wieder erst im Nachhinein gehört. „Die Landesregierung drückt sich mal wieder vor der Verantwortung.“
Die Situation sei auch für die Pendler*innen auf beiden Seiten der Schlei nicht schön. Der Schienenersatzverkehr über Kappeln verdoppele die Fahrtzeit zwischen Flensburg und Kiel, sei aber leider alternativlos, das sehe Pauls ein. „Dass aber mal wieder die Kinder hierbei vergessen werden, deren Eltern schon in den letzten zwei Jahren eine enorme Mehrbelastung auf sich nehmen und häufig neben der Erwerbstätigkeit Fahrdienste übernehmen mussten, finde ich erschütternd“, so Pauls weiter.
Als Lichtblick bewertet Pauls jedoch die Planungen der DB-Netz AG, bereits bis Juli wieder eine Fußgänger- und Radfahrer-Querung in Betrieb nehmen zu wollen, mit der auch die provisorischen Haltepunkte von der Bahn wieder angefahren werden sollten. Und auch, dass der Schiffsverkehr weiterhin ab Ostern wieder möglich sein soll, begrüßte Sie. „Besonders für unsere maritime Wirtschaft in der Schlei ist das zumindest ein Lichtblick in diesem Dilemma.“
[1] TOP 8 „Bericht der Landesregierung zum aktuellen Sachstand zur „Schleibrücke Lindaunis“ im Wirtschafts- und Digitalisierungsausschuss des schleswig-holsteinischen Landtages am 08. März 2023.