Neuer Professor für Sonderpädagogik an der Europa-Universität Flensburg

Bild: SPD Kreisverband Schleswig-Flensburg

Auf Einladung der Arbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB) in der SPD referierte der neue Professor im Arbeitsbereich „Pädagogik bei Beeinträchtigung der geistigen Entwicklung“ an der Flensburger Europa-Universität, Professor Steffen Siegemund-Johannsen, zum Thema „Die Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung in einem Flächenland – Kann sie gelingen?“. Zu Beginn seiner Ausführungen plädierte Professor Siegemund-Johannsen dafür, zwischen einer „quantitativen und qualitativen Betrachtung“ zu unterscheiden. Wichtig sei außerdem, „die Betroffenen“ wie Eltern, Lehrkräfte, Beauftragte für Behinderte sowie Schülerinnen und Schüler mitzunehmen und „nicht über ihre Köpfe hinweg zu entscheiden“. Inklusive „Schwerpunktschulen“ könnten hierbei einen sinnvollen Zwischenschritt darstellen, um durch Best-Practice-Beispiele die Akzeptanz für die inklusive Beschulung auch von Schülerinnen und Schülern mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung in Schleswig-Holstein zu erhöhen. Professor Siegemund-Johannsens eigene Erfahrungen als Lehrkraft an einer inklusiv arbeitenden Schule wie auch internationale Forschungsbefunde würden die prinzipielle Nachbarkeit zeigen. Solche Schwerpunktschulen könnten nicht nur für Lehramtsstudierende im Praxissemester positive Erfahrungen absichern, sondern insgesamt Vorreiter darin sein, in Schleswig-Holstein eine positive Wahrnehmung für die inklusive Beschulung auch dieser Gruppe zu erzeugen.

Insgesamt seien die Zahlen für die Inklusion im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung eher „ernüchternd“, denn die Schülerzahlen an den Förderzentren stiegen in Schleswig-Holstein wie auch in den anderen Bundesländern. Das Bundesland Bremen bildet hier eine Ausnahme. Durch weitgehende Auflösung der Förderschulen werden dort sehr hohe Inklusionsquoten erzielt. Eine hohe Qualität des Unterrichts und das Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler in inklusiven Settings würden allerdings deutlich mehr erfordern, als die Abschaffung von Förderschulen.
Ein Blick auf die großen Unterschiede zwischen den Kreisen im Lande könnte auch darauf hinweisen, dass in einem Flächenland wie Schleswig-Holstein regionale Konzepte und Wege gefunden werden müssten. Während die „Inklusionsquote“ in Neumünster im Bereich Geistige Entwicklung im Schuljahr 2020/2021 bei nur 4,2% liege, sei sie in Kiel mit 24,0% mehr als fünfmal so hoch.
In der anschließenden Diskussion wurde die Feststellung des sonderpädagogischen Förderbedarfs durch das jeweilige Ministerium wie z.B. in Thüringen verworfen. Wenn, dann müsse dieses durch ein unabhängiges Gremium mit „multiprofessionellem Hintergrund“ erfolgen, so die AfB-Kreisvorsitzende aus dem Kreis Schleswig-Flensburg, Frauke von Seidlitz.
Zu Beginn der Veranstaltung betonten der Bundesvorsitzende der AfB, Ulf Daude, sowie der Landesvorsitzende der AfB, Fabian Reichardt, in ihren Grußworten die große Bedeutung der „Dagebüller Gespräche“, die stets „wichtige Impulse“ zur parteiinternen Diskussion beisteuern würden. Der stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende aus Nordfriesland, Carsten F. Sörensen, hieß alle Teilnehmer bei strahlendem Sonnenschein im Clubraum des Strandhotels in seinem „Kreistagswahlkreis“ herzlich willkommen.
Auf dem Foto von links nach rechts: Ingo Degner, Hans-Werner Johannsen, Carsten F. Sörensen, Professor Steffen Siegemund-Johannsen, Ulf Daude, Fabian Reichardt, Yvonne Hubert, Frauke von Seidlitz, Christine Pluhar.